In den heißen und trockenen Sommern des Mittelmeerraums
hören viele Pflanzen zu wachsen auf. In den milden und feuchten Wintern nehmen
sie ihr Wachstum wieder auf, blühen und fruchten.
Die Kräuter und Sträucher der Macchia mediterranea, des immergrünen Buschwalds gehören zu diesen Sommerschläfern. Rosmarin, Lorbeer, Zistrose, Mastixbaum, immergrüne Kork- und Steineichen schützen sich außerdem vor dem Austrocknen, indem sie die Verdunstung durch filzige Behaarung herabsetzen oder Blätter und Stängel mit
einer dicken Wachsschicht ummanteln. Viele von ihnen tragen Dornen und
Stacheln, bilden wehrhafte Dickichte.
Auch der Erdbeerbaum (Arbutus
unedo) gehört zur Clique. Mit Erdbeeren hat
er nichts zu tun. Seine knallroten runden Früchte haben ihm den wenig
phantasievollen deutschen Namen eingetragen. Jetzt im Winter hat der kleine Baum
(bis 12 m hoch) seine große Zeit: Die Früchte leuchten aus dem immergrünen stacheligen
Blättergewusel, daneben hängen die cremeweißen, rosa und grün überhauchten
Blütenglöckchen. Der Erdbeerbaum blüht von Oktober bis März, gleichzeitig
reifen nach und nach die Früchte. Hummeln lieben den Erdbeerbaum und den süßen
Nektar aus seinen Blüten.
Die Farbe der Früchte wechselt von gelb zu leuchtend rot, sie sind
kugelrund und mit kleinen Wärzchen versehen. Doch schmecken die Früchte mehlig und fad,
daher stammt auch der lateinische Artname unedo,
von unam edo (nur eines esse ich).
Trotzdem werden sie zu Marmelade verarbeitet und als Likör angesetzt. In meiner
kleinen Recherche zu diesem Artikel bekam ich eine Information aus Sardinien,
nach der Kinder sich mit Früchten des corbezzolo,
so sein italienischer Name, den Bauch mit mehr als unum vollschlagen (grazie,
Marcello Airi). Der Name Corbezzolo könnte laut dem italienischen
etymologischen Wörterbuch von corvo,
dem Raben, stammen, denn diese Vögel und ihre gefiederten Kollegen tun sich
gern an den Früchten gütlich, verführt von der signalroten Farbe. Mit dem Kot scheiden sie die unverdaulichen
Samen aus, verbreiten sie dadurch. Der Erdbeerbaum wurde als Heilpflanze bei Nierenbeschwerden genutzt,
ein Blätteraufguss wirkt diuretisch.
Blüht und fruchtet zugleich: der Erdbeerbaum |
Von gelb zu leuchtend rot: die Früchte |
Unum edo? |
Der Erdbeerbaum wächst an der Atlantikküste Portugals und
rings um das Mittelmeer. Aber auch im Nordwesten Irlands kommt er vor, vom
regenreichen Wettter verwöhnt und von strengen Wintern verschont.
Dieses hübsche Bäumchen hat kulturgeschichtliche Spuren
hinterlassen. Im Stadtwappen von Madrid lehnt ein Bär an einem Erbeerbaum, man
sieht ihm an, dass er einen Gusto auf die roten Früchte hat. Auch das Vereinswappen
von Atletico Madrid leitet sich ab aus dem Wappen Madrids – Bär und Baum sind
da, die Erdbeerbaumbeeren sind nach der letzten heraldischen Überarbeitung des Wappens verschwunden, trotz der Proteste der Fans.
Er will an die Früchte
|
Im neuen Wappen von Atletico sind die Erdbeerbaumfrüchte verschwunden |
Bilder:
Wolf Schröder 2
Valadrem 1
Atletico Madrid 1
Jozicav 1
Az. Agr. Ibba 1
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„Toskana – Wein, Kastanien, Hirten, Herren. Vom Werden der Landschaft.“
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