Acker-Kratzdistel
Cirsium arvense
Es kratzt sie nicht, die Acker-Kratzdistel (oder
Ackerdistel) und sie macht sich noch lange nicht vom Acker, wenn der Bauer
wieder einmal mit Häcksler und Hacke auf sie losgeht. Kleinste Bruchstücke
ihrer unterirdischen waagrechten Wurzelausläufer keimen wieder zu einer vollständigen
Pflanze aus. Die Ackerdistel ist ein großes Ärgernis in der Landwirtschaft–
einzelne Pflanzen wachsen sich zu großen „Nestern“ aus und verdrängen Weizen,
Rüben oder Kartoffeln. Sie wird mit vielen verschiedenen Methoden bekämpft –
chemischen, biologischen oder mechanischen. Ein neuerer Versuch ist der Einsatz
des Rostpilzes Puccinia punctiformis -
seine einzige Wirtspflanze ist die Acker-Kratzdistel und der setzt er ganz
schön zu.
Acker-Ärgernis Acker-Kratzdistel |
Ursprünglich eine Pflanze der Lichtungen und Waldränder, fand die Pflanze auf den im Hochmittelalter neu gerodeten Flächen gute Böden und viel Licht – Dinge, die ihr behagen. So begann das nun schon über tausend Jahre andauernde Bauerndratzn* der Ackerdistel.
Sie wird über einen Meter hoch, auf den verzweigten Stängeln sitzen meist mehrere kleine lilafarbene Körbchen. In ihnen sind die langen Röhrenblüten gebündelt. Vier Wochen nach der Blüte haben sich schon die kleinen geflügelten Früchte gebildet, in denen sich je ein winziger Same befindet. Die reifen Blütenstände schauen dann aus (und fühlen sich auch so an) wie seidige Wattebäusche, die aus den Körbchen herausquellen.
Vom Blütenköpfchen zum Samen-Wattebausch: Acker-Kratzdistel |
Die Blätter der Acker-Kratzdistel sind lang und gebuchtet
und mit vielen gelblichen Stacheln versehen. Der Stängel ist kahl – daran kann
man sie von vielen ähnlichen Disteln unterscheiden, die alle bedornte Stängel
aufweisen.
Außer auf Äckern wächst die Acker-Kratzdistel auch an
Wegrändern, auf Baustellen und Ödland, als Teil der sogenannten Ruderalflora –
also der Flora, die sich auf umgegrabenen und – gewälzten Böden einfindet.
Solche Stellen sucht auch der „Vogel des Jahres 2016“ auf, der Stieglitz oder
Distelfink.Stieglitz auf der Distel
Auch für Non-Ornis leicht zu erkennen: der Stieglitz |
Früher kannten Menschen den Stieglitz genau. Seine Art, Disteln („Dornen“) aufzusuchen, machte ihn in der christlichen Symbolik zu einem Boten der Passion Christi. Ein berühmtes Bild des nur mit dem superlativsten Superlativ zu beschreibenden Raffael, die „Madonna mit dem Distelfink“ von 1506, hat dies zum Thema. Der Spielkamerad des Jesusknaben, der Heilige Johannes, reicht ihm einen Distelfink. Er prophezeit Jesus damit den kommenden Martertod.
Superlativster Superlativ: die Madonna del Cardellino von Raffael |
Ein Video zeigt Stieglitze auf Acker-Kratzdisteln:
https://www.youtube.com/watch?v=9VDIa_FY78IBildnachweis:
Angelika SchneiderWolf Schröder wikmedia commons:
Raffaello Sanzio - Madonna del Cardellino - Google Art Project.jpg
Otto Wilhelm von Thome:
Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera 1883
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