Jenny N. ist Engländerin, sie lebt in Österreich. Auf ihren
Spaziergängen begleitet sie ihr Hund Bracken. Wie passend: Bracken gehört zur Landschaft
Britanniens wie die Tannen zum Schwarzwald oder der Vesuv zu Neapel.
Bracken ist unsere Pflanze des Monats, der
Adlerfarn
Pteridium aquilinum
und Bracken ist auch das Dickicht, das er bildet und das auf der Insel große Flächen überwuchert.
Bracken ist unsere Pflanze des Monats, der
Adlerfarn
Pteridium aquilinum
und Bracken ist auch das Dickicht, das er bildet und das auf der Insel große Flächen überwuchert.
Verloren im Dickicht: Bracken in Britannien |
Seine weltweite Verbreitung verdankt er
dem Menschen; überall dort, wo der Mensch gerodet hat, überwuchert der Farn die
Flächen, sobald die Nutzung aufhört oder weniger intensiv wird. So verbreitet er
sich in England etwa auf verlassenen Schafweiden und alten Ackerflächen, Moor-
und Heideland, im Alpenraum auf Almen und Bergmähdern. Der Adlerfarn braucht viel Licht, von Natur aus kommt er vor allem auf Waldlichtungen und an Waldrändern vor.
...mit dem Rhizom allen Übels |
Giftiger Goldener Schnitt: Junge Blättchen |
Wie wird man Adlerfarn wieder los? Seine Entfernung erlaubt
vielerorts die Wiederherstellung wertvoller Pflanzengesellschaften. Die Bekämpfung ist aber wie eine Dombauhütte – wenn man irgendwo
fertig ist, bröckelt es anderswo schon wieder. Dass man den Adlerfarn in einem
Ökosystem wieder los wird, kann man also nicht hoffen. Flächen, von Adlerfarn
befreit, muss man alle paar Jahre bearbeiten – durch Mahd, schwere Rollen oder
Pestizide. In England bringt man Vieh im Winter auf bracken areas. Sie zertrampeln Schösslinge und erlauben es dem
Bodenfrost, einzudringen und die Rhizome zu zerstören. Dabei müssen Schafe und
Kühe genug Futter haben, damit sie den giftigen Adlerfarn nicht fressen.
Adlerfarn, ein zähes Kraut |
Ja, der Adlerfarn ist stark giftig. 500 Gramm Farnkraut
können ein Rind töten. In Jungpflanzen befindet sich besonders viel einer
Blausäureverbindung. Ein anderes Gift, das Enzym Thiaminase , zerstört Vitamin B1 und
greift das Zentralnervensystem von Pferden, Ziegen und Schweinen an. Motorische
Störungen sind die Folge. Bei Rindern kommt es zum „Stallrot“ oder
„Blutschwitzen“, das sind Blutungen aus Maul und Nase, mit Blut im Harn oder blutigem
Durchfall. In Japan, Neuseeland, manchen Gegenden der USA werden junge
Adlerfarne als Wildgemüse gegessen. Das ist nicht ungefährlich:
Adlerfarn enthält giftige Ptalquiloside, die nachweislich krebserregend sind.
Farn-Sexualkunde
Wie blüht das Edelweiß? Richtig! Wie blüht der Enzian? Genau! Wie blüht der Adlerfarn? Häh? Wer an dieser Stelle irritiert innehält, hat recht: Farne blühen nicht. Sie gehören zur großen Gruppe der blütenlosen Pflanzen, wie Moose und Schachtelhalme, oder die uralten Baumfarne, die schon im Erdzeitalter des Karbons, vor 350 Millionen Jahren, riesige Wälder bildeten. Aus ihnen entstand unsere Steinkohle – Abdrücke von versteinerten Farnen finden sich darin immer wieder.
Farne vermehren sich durch Sporen. Die vereinigen sich auf
der Blattunterseite in runden Gebilden, den Sori. Beim
Adlerfarn reihen sich die Sori vor allem an den Blatträndern auf. Der
Unterschied zwischen Samen und Sporen ist der, dass Sporen nicht aus einer
Befruchtung hervorgehen. Sie bilden sich aus den Zellen der Farnwedel. Sie
haben dieselbe Erbsubstanz wie die erwachsene Pflanze. Sporen gehen aus einer
ungeschlechtlichen Vermehrung hervor.
Am Blattrand: Sori mit Sporen |
Ehebett der Farne: das Prothallium |
Wenn Sporen auskeimen entsteht kein neuer Farn, sondern ein wenige
Millimeter großes Prothallium. Dieses Gebilde produziert nun männliche und
weibliche Geschlechtszellen. Die Befruchtung geschieht im Wasser, ein Prothallium
wächst auf feuchten oder nassen Böden. Die „Männchen“ schwimmen zu den
weiblichen Eizellen und befruchten sie. Aus der befruchteten Eizelle wächst ein
neuer Farn, der wiederum Sporen bildet. Männliche und weibliche
Geschlechtzellen reifen nicht genau synchron heran, sodass die männlichen
Geschlechtszellen mit ihrer Geißel zu einem fremden Prothallium schwimmen, um
dort eine Eizelle zu befruchten. So wird der Austausch von genetischem Material
garantiert, was die Evolution der Pflanzen vorantreibt und damit eine immer
bessere Anpassung.
Bevor Geschlechtszellen heranwachsen, muss ihre Erbsubstanz,
sitzend auf den Chromosomen, halbiert werden. Dies geschieht in einer doppelten
Zellteilung, der Meiose. Ein Adlerfarn hat 204 Chromosomen. Die Geschlechtszellen
haben nach der Meiose je 104 davon. Bei der Befruchtung nun verschmelzen die
Geschlechtszellen und haben dann wieder 204 Chromosomen, genauso wie der
Adlerfarn, der aus ihnen heranwächst.