Granatapfel
Punica granatumEs ist wieder Granatapfelsaison. Unter der ledrigen Schale verbergen sich die granatroten Samen mit hartem Kern innen und süßsaurem Fruchtfleisch außen. Süßsauer? Nur, wenn man die richtige Frucht erwischt, sonst schmeckt's einfach sauer und die Zunge wird pelzig. Und - zumindest schreibt das im Netz der eine vom anderen ab - Granatäpfel reifen nicht nach, egal, wie lange man sie in der Küche lagert.
Der Granatapfel (oder Grenadine) war ein Geschenk Persiens und Indiens an die Länder des Mittelmeers. Die Römer nannten ihn den "punischen Apfel", nach den Karthagern, die ihnen nicht nur mit den Punischen Kriegen jahrzehntelang auf die Nerven gingen, sondern eben auch den Granatapfel aus ihren Stadtstaaten in Kleinasien und Nordafrika im Mittelmeerraum verbreiteteten. Der lateinische Name Punica stammt daher, granatum bezieht sich auf die vielen Kerne, grana, im Inneren. Im Mittelalter bauten die Araber die Frucht in ihren Kolonien in Andalusien und Sizilien an. Granada, die Hauptstadt der Mauren (Araber) in Spanien, hat sogar ihren Namen vom Granatapfel. Ganz Granada ist erfüllt von Darstellungen der granada auf Kanaldeckeln, Fresken und Azulejos, den charakteristischen Kacheln.
Überall Granatäpfel: Azulejos in Granada |
Orangerote Kelch- und Kronblätter. |
Die Kelchblätter verholzen zum "Krönchen", die Früchte wachsen unterständig. |
Mühsam, die Kerne aus den Kammern herauszuschälen |
Die Form der Erdkugel, blutrotes Fruchtfleisch, eine großen Anzahl an Kernen und ein Krönchen obenauf - diese Frucht hat Symbolpotential. So machten die vielen Kerne den Granatapfel zu einem Fruchtbarkeitssymbol. In der Türkei und Griechenland zerschmettern Bräute am Tag der Hochzeit einen Granatapfel am Boden - die Anzahl der Kerne, die herausfliegen, entsprechen der Zahl der Kinder, die der Ehe entspringen werden.
Was für einen Apfel hält ein Kaiser auf seinem Porträt in der Hand? Den Reichsapfel, oder? Nun, auf Albrecht Dürers Porträt von 1519 umklammert Kaiser Maximilian I einen Granatapfel. Die Kammern der Frucht symbolisieren den Zusammenhalt der Völker im Heiligen Römischen Reich, die Kerne die Untertanen, die sich um ihren Herrscher scharen.
Granat- statt Reichsapfel: Kaiser Maximilian I, genannt der "Letzte Rittter" |
Symbolfrucht, hier in der Madonna della Melagrana von Sandro Botticelli |
Fotos: Wikimedia Commons
Wolf Schröder
link: Madonna della Melagrana