Donnerstag, 14. Januar 2016

Granatapfel

Granatapfel
Punica granatum

Es ist wieder Granatapfelsaison. Unter der ledrigen Schale verbergen sich die granatroten Samen mit hartem Kern innen und süßsaurem Fruchtfleisch außen. Süßsauer? Nur, wenn man die richtige Frucht erwischt, sonst schmeckt's einfach sauer und die Zunge wird pelzig. Und - zumindest schreibt das im Netz der eine vom anderen ab - Granatäpfel reifen nicht nach, egal, wie lange man sie in der Küche lagert.

Granatapfel (Punica granatum) 


Der Granatapfel (oder Grenadine) war ein Geschenk Persiens und Indiens an die Länder des Mittelmeers. Die Römer nannten ihn den "punischen Apfel", nach den Karthagern, die ihnen nicht nur mit den Punischen Kriegen jahrzehntelang auf die Nerven gingen, sondern eben auch den Granatapfel aus ihren Stadtstaaten in Kleinasien und Nordafrika im Mittelmeerraum verbreiteteten. Der lateinische Name Punica stammt daher, granatum bezieht sich auf die vielen Kerne, grana, im Inneren. Im Mittelalter bauten die Araber die Frucht in ihren Kolonien in Andalusien und Sizilien an. Granada, die Hauptstadt der Mauren (Araber) in Spanien, hat sogar ihren Namen vom Granatapfel. Ganz Granada ist erfüllt von Darstellungen der granada auf Kanaldeckeln, Fresken und Azulejos, den charakteristischen Kacheln.

Azulejos Grenadians
Überall Granatäpfel: Azulejos in Granada
 
Der Granatapfel ist ein kleiner, bis acht Meter hoher Baum oder Strauch, der mediterranes Klima mit heißen trockenen Sommern und feuchten Wintern liebt. Im Winter wirft er seine schlanken, harten Blätter ab. Die heutigen Hauptanbaugebiete liegen in Marokko, der Türkei, China, Indien, Afghanistan, Nord- und Südamerika. Die Spanier brachten den Granatapfel im 15. Jahrhundert in die Neue Welt. Auch als Zierpflanze ist er beliebt, vor allem wegen seiner hübschen orangeroten Blüten, die monatelang am Baum blühen.


Orangerote Kelch- und Kronblätter.
 
Unter orangeroten Kelchblättern wachsen fünf bis neun Kronblätter und viele Staubblätter. Bei vielen Pflanzen sind die Kelchblätter grün, wie z.B. bei der Rose - die grünen Zipfel, die die Blüten umhüllen, sind die Kelchblätter. Die Kelchblätter des Granatapfels verholzen und bilden an der reifen Frucht das "Krönchen". Das bedeutet auch, dass die Frucht unterhalb des Fruchtknotens, wo sich die Kerne bilden, heranwächst. Man spricht von unterständiger Anordnung. Das Innere der Frucht ist von weißen Häutchen in verschiedene Kammern unterteilt, darin liegen die Kerne.


Die Kelchblätter verholzen zum "Krönchen",
die Früchte wachsen unterständig. 
Mühsam, die Kerne aus den Kammern herauszuschälen

 

Die Form der Erdkugel, blutrotes Fruchtfleisch, eine großen Anzahl an Kernen und ein Krönchen obenauf - diese Frucht hat Symbolpotential. So machten die vielen Kerne den Granatapfel zu einem Fruchtbarkeitssymbol. In der Türkei und Griechenland zerschmettern Bräute am Tag der Hochzeit einen Granatapfel am Boden - die Anzahl der Kerne, die herausfliegen, entsprechen der Zahl der Kinder, die der Ehe entspringen werden.

Was für einen Apfel hält ein Kaiser auf seinem Porträt in der Hand? Den Reichsapfel, oder? Nun,  auf Albrecht Dürers Porträt von 1519 umklammert Kaiser Maximilian I einen Granatapfel. Die Kammern der Frucht symbolisieren den Zusammenhalt der Völker im Heiligen Römischen Reich, die Kerne die Untertanen, die sich um ihren Herrscher scharen.


Granat- statt Reichsapfel: Kaiser Maximilian I, genannt der "Letzte Rittter"
Das berühmteste Granatapfelbild stammt von Sandro Botticelli: die Madonna della Melagrana von 1478. Hier ist die Frucht Symbol der Einheit der Kirche, in der sich die Gläubigen versammeln. Auf dem Bild hält das Jesuskind den Granatapfel; die Kerne symbolisieren hier auch die Blutstropfen in der Passion, die das Kind erwartet.


Symbolfrucht, hier in der
Madonna della Melagrana von Sandro Botticelli


Fotos: Wikimedia Commons
            Wolf Schröder

link: Madonna della Melagrana