Ölbaum
Olea europaea
Die Ölbäume sind wunderliche Pflanzen; sie sehen fast wie Weiden, verlieren auch den Kern, und die Rinde klafft auseinander….Das Blatt ist weidenartig, nur wenige Blätter am Zweige.
Goethe, Italienische Reise, 1786
Die Blätter sehen fast wie Weiden..... |
Baum der
Zivilisation
Der
Olivenbaum ist seit der Antike über den ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Er
ist ein Symbol für das Mediterrane, für das gemeinsame Erbe des Römischen
Reichs. Die Römer verbreiteten die Kulturen über ihr ganzes südliches
Herrschaftsgebiet, über Italien nach Spanien, Portugal und Nordafrika.
Erbe der Römer: Olivenhaine und Weinberge in der Toskana |
Doch es
waren die Griechen, die den wilden Oleaster, eine Pflanze der Macchia
mediterranea, als erste domestizierten. Der Ölbaum war der Baum Pallas‘
Athenes, der Göttin der Stadt. Ölbaumkulturen lagen in der Nähe der Siedlungen,
sie waren ein Zeichen für die Kontrolle der Stadt über den Raum, der
Zivilisation über die Wildnis.
Baum der
Ewigkeit
Der Ölbaum
war die Pflanze der Unsterblichkeit – er wird Hunderte von Jahren alt, fault
aus dem Inneren, ohne abzusterben und wenn man ihn umschneidet, treibt er aus
dem Stock wieder aus. Wir sehen in den Plantagen keine tausendjährigen Bäume
stehen, doch können immer wieder zurückgeschnittene Individuen so alt
oder älter werden.
Die Bauern der Toskana haben den Januar
1986 noch in böser Erinnerung. – 24° hatte es in Florenz, der Arno war
zugefroren. 70 % der Ölbäume waren erfroren, Jahrhunderte alte Bäume eingegangen.
Dieses Ereignis war eine Zäsur im toskanischen Olivenanbau. Eine Modernisierung
und Intensivierung des Anbaus setzte ein. Oft tritt man Olivenplantagen an, wo die Schnittstelle am Boden von
1986 noch gut zu sehen ist.
Ewiger Ölbaum: Treibt aus dem Stock immer wieder aus; hier nach dem Winter 1986
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Heutzutage
verspricht der Baum in einem anderen Zusammenhang, zusammen mit Nordic Walking und Gehirnjogging, Unsterblichkeit
– über die herzschützenden ungesättigten Fettsäuren in seinem Öl. An irgendetwas
sterben die Leute letztlich trotzdem, man fragt sich aber, woran bloß?
Baum des
Kaltgepressten
Das Wissen
über kaltgepresstes Olivenöl als Distinktionsmerkmal des urbanen,
kosmopolitischen, arrivierten und linksgewendeten Babyboomers ist längst zu
einem Klischee geronnen. „Es ist etwas rings um Olivenöl, das Leute irrational
handeln lässt“, sagt Tom Mueller, der 2007 in seinem Artikel Slippery Business im Magazin The New Yorker über Olivenölgeschäfte,
Panscherei und Betrug schrieb. Irgendwie haben mir die Fakten, die er
zusammengetragen hatte, den Appetit auf Olivenöl nachhaltig verdorben.
Hier gerinnt das Klischee.....Ölpresse in der Ölmühle, dem Frantoio |
Das Olio extra vergine d’Oliva ist das beste
Öl aus der ersten, kalten Pressung. Davon ist so viel auf dem Markt, wie alle
Ölbäume dieser Erde in Jahrhunderten nicht liefern könnten. Immer wieder wird
gepanschtes Öl vom Markt genommen. In Erinnerung ist der große Olivenölskandal
in Spanien von 1981 mit 750 Toten und mehr als 25.000 Vergifteten!
Wie kommt
man an gutes Olivenöl? Am besten wohl direkt beim Produzenten oder über
Recherchen im Internet und Fachzeitschriften. Also, guten Appetit!