Donnerstag, 15. September 2011

Akazie

Akazie Acacia sp.





































Dies Tier wird Giraffe genannt.
Es lebt in Afrikaland.
Sein langer Hals, der ist gewiss,
Viel länger als ein Bratenspieß.
Damit es vom Akazienstamm
Die hohen Blätter fressen kann.
Aus einem Kinderbuch

Aus gegebenem Anlass - unsere Reise nach Tanzania im August - stelle ich diesmal drei afrikanische Akazien vor.

Akazien gehören zu den Mimosengewächsen. Es gibt weltweit etwa 1200 Arten von Akazien, sie leben in den tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, Asiens und Australiens. In Ostafrika sind sie landschaftsprägend und die Nahrungsbasis für eine Vielzahl kleiner und großer Tiere. Die „Akazie“ unserer Breiten gehört nicht dazu, sie heißt eigentlich Robinie, kommt ursprünglich aus Nordamerika und ist mit den echten Akazien entfernt verwandt.

 Schirmakazie Acacia tortilis

Die Schirmakazie ist so etwas wie ein Wahrzeichen Afrikas, ihr Anblick gibt dem Betrachter Gewissheit, in den Savannen Ostafrikas zu sein.


Die Schirmakazie ist an der Form ihrer Krone leicht zu erkennen. Sie ist äußerst trockenheitsresistent und überlebt auch in Halbwüsten. Dort tritt sie nur mehr als etwa 1 m hoher Busch auf. Sie ist, wie viele andere Akazien auch, mit doppelt gefiederten Blättern versehen und mit langen weißen Dornen. Außerdem besitzt sie auch oft noch kleinere, gekrümmte Stacheln.
  


Sie bringt weiße, sehr aromatisch riechende Blüten hervor, aus denen gekrümmte Schoten hervorgehen. Diese Schoten sind für viele Pflanzenfresser der Savanne eine begehrte Eiweißquelle – für Antilopen, Klippschliefer, Nashörner, Giraffen, Elefanten. Letztere gehen die Schirmakazie auch noch ganz anders an: sie reißen die Rinde auf und fressen den darunterliegenden Bast. Überall in der Savanne sieht man geschälte Akazien, oft sind ganze Bestände betroffen. Die Elefanten reduzieren die Schirmakazie örtlich sehr stark. Die Befürchtung, dass eine zu große Elefantenpopulation die Akazien ausrotten würde, ist heute widerlegt. Elefanten verlassen geschälte Akazienbestände; geschädigte Flächen erholen sich. In ostafrikanischen Nationalparks wie der Serengeti lassen sich viele Elefanten neben geschälten und/oder intakten Akazien beobachten. Auch im nur 300 qkm großen Lake Manyara Nationalpark lebt eine große Elefantenpopulation inmitten eines intakten Waldgebiets. Dort entstand die berühmte Studie „Among the Elephants“ (1978) von Iain Douglas-Hamilton.






Außer ihren Dornen besitzt die Schirmakazie noch andere, viel raffiniertere Waffen zu ihrer Verteidigung. Ein Baum, an dem gefressen wird, scheidet das Gas Ethen (früher Ethylen) aus, ein Pflanzenhormon. Der Senderbaum und die Empfängerbäume in der Nähe produzieren daraufhin Gerbstoffe, Tannine, in ihren Blättern. Die machen die Blätter weniger schmackhaft, in hohen Konzentrationen ungenießbar oder sogar giftig. Fressende Tiere bewegen sich deshalb  immer entgegen der Windrichtung von Baum zu Baum. Ethen ist ein häufig vorkommendes Pflanzenhormon. Orangen z.B. senden es aus und synchronisieren so die Reifung aller Früchte an einem Baum und an den Nachbarbäumen. Ethen ist auch der Grund, warum man verschiedene Obstsorten nicht in einer Schale aufbewahren soll, will man verhindern, dass die Früchte verderben.

Flüsterakazie Acacia drepanolobium

Sie hat noch andere Waffen im Ökokrieg gegen Giraffen - Untermieter, die ihr Heim mit Zangen und Säure verteidigen: kleine aggressive Ameisen. Sie wohnen in schwarzen Gallen, Schwellungen an der Basis der Dornen. Diese Gallen haben kleine Löcher und einen hohlen Kern: wenn der Wind über sie streicht, entsteht ein pfeifendes Geräusch, das der Flüsterakazie ihren Namen gab. Giraffen können die Bisse der Ameisen eine Zeitlang aushalten, lassen aber ab, wenn die Bisse zu heftig werden.


Die Flüsterakazie ist meist nur ein kleiner Strauch. Ihr Holz ist sehr hart und resistent gegenüber Termiten. Das unterscheidet sie von der Schirmakazie, deren Holz von Termiten und Käfern besiedelt und durchlöchert wird. Deshalb haben Elefanten keine Schwierigkeiten, auch größere Bäume umzudrücken. Nach einem Buschfeuer treibt sie leicht wieder aus dem Wurzelstock aus. Diese Fähigkeit macht sie örtlich auch zu einem wichtigen Rohstoff für Brennholz und Holzkohle. Abgehackte Stämme wachsen aus der Wurzel wieder nach. Die Zweige der Flüsterakazie dienen oft als Dornenzaum um Dörfer und Viehpferche, als äußerst effiziente Verteidigung gegen nächtens sich anschleichende Raubtiere.


Gelbrinden – oder Fieber–Akazie Acacia xanthophloea

Sie ist durch ihre gelbliche Rinde unverkennbar, hat doppelt gefiederte Blätter, gelbe Blüten und weiße Dornen. Die Fieberakazie wächst an feuchten Stellen, in Sümpfen und am Ufer von Bächen und Flüssen. Die ersten europäischen Siedler verbanden sie mit dem Auftreten des tropischen „Fiebers“, also der Malaria, deshalb ihr Name. Der Überträger der Malaria, die Anopheles-Mücke, kommt ebenso in feuchten Gegenden vor. Die Rolle der Anopheles als Überträgerin der Malaria wurde erst im 20. Jahrhundert aufgeklärt.

Im Ngorongoro-Krater gibt es keine Giraffen, da es keine Akazien gibt. Nur im lichten Lerai-Forest stehen einige Fieberakazien: