Montag, 15. August 2011

Dahlie



Gartendahlie Dahlia x hortensis

 Spätsommerpracht



Im Sommer geben die Gärtner im Schaugarten des Botanischen Gartens in München alles: Blumen in allen Formen, Farben und Kombinationen prangen, Extravaganzen wie schwarze Kohlblätter, oder ganz gewöhnliche Blumen wie die Dahlie, unsere Blume des Monats. Dahlien gelten als etwas spießig und langweilig, doch sollte man sie nicht unterschätzen: im Schaugarten wachsen sie in vielerlei Gestalten und Formen.Mehrfarbige Dahlien, solche mit ausgefransten Blüten oder die typisch gefüllten Pompon – Dahlien erfreuen das Auge.



Das ist eine solche Pompon - Dahlie

Unsere Dahlien sind lauter Sorten der Garten–Dahlie, einer Kreuzung. Es gibt rund 35 Arten der Gattung Dahlie. Sie kommen aus Mittelamerika, von den Hochebenen Mexicos und Guatemalas. Die Gartendahlie kommt heutzutage in 20.000 Sorten vor. Die Namengebung dieser Prachtblumen ist – nun – vielfältig:

lokal:                             Hoamatland, Aggerperle
musikalisch:                  French Cancan, Freya’s Paso Doble, Boogie Woogie
schräg:                          Erna Panzer, Bishop of Llandaff
bildungsbürgerlich:         Alexander von Humboldt, Franz Kafka
verrucht:                        Obsession, Otto’s Thrill

Merkwürdig nur, dass es heute keine Sorte des Namens Goethe mehr gibt. Denn einmal, anfangs des 19. Jahrhunderts, waren Dahlien richtig cool und Goethe war von ihnen äußerst angetan.




Im Garten am Frauenplan

Zu Goethes Haus am Frauenplan in Weimar gehört natürlich auch ein Garten, der noch so aussieht wie zu Lebzeiten des Dichters. Neben Beerensträuchern, Rosen oder einer Weinrebe aus seiner Zeit findet man auch verschiedene Sorten seiner Lieblingsblume, der Dahlie.

Goethe (1749-1832) war bekanntlich ein leidenschaftlicher Naturforscher. Er besaß eine riesige Mineraliensammlung von mehreren zehntausend Stück, hielt die „Farbenlehre“ für sein wichtigstes Werk und trieb Studien zu Tieren und Pflanzen. Seine „Metamorphose der Pflanzen“ ist nicht Wissenschaft, sondern Spekulation – und zwar eine großartige Spekulation, die zeigt, was für tiefe Gedanken er sich über Pflanzen machte, was für ein akribischer Beobachter er war. Er kannte die Evolutionstheorie nicht; sie erschien 1859, 27 Jahre nach seinem Tod. Goethe führte die Abstammung aller Pflanzen auf die „Urpflanze“ zurück, die er 1787 auf seiner Italienreise in Sizilien gefunden zu haben glaubte.

Goethe war schon 60 Jahre alt, als Dahlien im Herzogtum Sachsen –Weimar groß in Mode kamen. Sie gefielen ihm sehr und schon 1814 standen Dahlien im Garten am Frauenplan.



Der kleine Ort Tonndorf bei Weimar war in den 1820er Jahren ein Zentrum der Dahlienzucht. Der Gärtner Dreyssig und, nach dessen Tod, seine Frau, züchteten 42 Dahliensorten, davon 17 gefüllte, also die mit vielen aufgefalteten Kelchblättern gefüllten Pompon-Blüten. Mit 78 Jahren, am 24. September 1827, war Goethe wieder einmal „nach Tonndorf gefahren, Madame Dreyssig war nicht gegenwärtig. Besuchten ihren Garten, geführt von ihrem Factor und dem jungen Gärtner. Georginen und Astern waren immer noch vorzüglich, obgleich sie durch die letzten Nachtfröste gelitten hatten." Er schickte Knollen an Christiane Vulpius, seine Frau: „Die übersendeten Georginen wünsche dereinst blühen zu sehen. Man versicherte mir, es seien schöne Sorten.“



















Georginen – so hießen Dahlien zu Goethes Zeiten. Durch Verwirrung und Missverständnis bei der Namengebung bezeichneten verschiedene Botaniker und Gärtner zuerst andere Blumen als Dahlien, Dahlien als Georginen und später wieder Georginen als Dahlien – benannt nach dem dänischen Botaniker Anders Dahl (1751 – 1789).

Auch heute noch ist Thüringen ein hot spot der Dahlienzucht: seit 1928 werden im Dahliengarten von Gera jedes Jahr die in der ganzen Region gezüchteten Dahlien ausgestellt.

Und hier noch ein paar Dahlienexemplare aus dem Botanischen Garten München: