Donnerstag, 17. Februar 2011

Schneeglöckchen

Pflanze des Monats Februar

Schneeglöckchen Galanthus nivalis

Es ist Mitte Februar und wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich die Nachbarskatze über die grüne Wiese schleichen. Sie hofft wohl genauso wie wir, dass der Winter vorbei ist und die Mäuse aus den Löchern kommen. Diese Hoffnung kann eine sehr trügerische sein, denn die größten Schneefälle gab es bei uns die letzten Jahre Anfang März.

...das ist ein Schneeglöckchen.


Schneeglöckchen


Foto: Matthias Zimmermann



... und das ist eine Frühlingsknotenblume:
















Foto: Angelika Schneider


Trotzdem gibt es jetzt schon  Pflanzen, die unsere Sehnsucht nach dem Frühling befeuern. Es sind die Frühblüher. Die Motive zur frühen Blüte sind verschieden. Die Frühblüher der Laubwälder wie Leberblümchen oder Buschwindröschen blühen dann, wenn am meisten Licht auf den Waldboden fällt, weil die Bäume noch kahl sind und auch die anderen Bodenpflanzen noch nicht austreiben. Ein sehr bekannter Frühblüher in unseren Gärten ist das Schneeglöckchen.

Das Schneeglöckchen kommt ursprünglich in höheren Lagen vor (bis 1400 m). Seine frühe Blüte ist eine Anpassung an die kurze Vegetationsperiode. Bergblumen müssen in wenigen Wochen wachsen, blühen und fruchten. Das Schneeglöckchen hat in Blättern und Blüten Salze eingelagert, die wie ein Frostschutz wirken, sodass die Zellflüssigkeiten auch bei Minusgraden nicht gefrieren.

Kaum ist der Schnee weg, treibt das Schneeglöckchen aus seinem Speicherorgan, einer Zwiebel, aus. Seine Blätter sind lang und dünn, etwas kürzer als der Blütenstängel, an dem eine weiße Blüte sitzt. Nachdem der Blütenstängel dünn ist, "nicken" die Blüten gegen den Boden. Die weißen Blüten haben drei äußere und drei innere Blütenblätter. Die äußeren Blätter spreizen sich ab, die inneren sind etwas breiter und laufen an ihrer Spitze in zwei halbrunden Bögen aus. Am äußeren Blattende befinden sich die zartgrünen Flecken.

Die Heimat des Schneeglöckchens ist Mittel-, Süd- und Osteuropa. In Nordeuropa und Skandinavien wurde es als Gartenblume eingebürgert. Es ist schon sehr lange, mindestens seit 1568, als Kulturpflanze bekannt, in vielen alten Kräuterbüchern zu finden. Es gibt auch verschiedene Zuchtformen. Die bekannteste heißt "Flore pleno" mit einer "gefüllten" Blüte, das heißt mit mehr Blütenblättern.

Das Schneeglöckchen ist vielerorts aus den Gärten ausgebrochen, mit Hilfe von Ameisen, die seine Samen verschleppen. Verwilderte Blütenteppiche findet man an lichten Orten, zum Beispiel in Obstgärten, auf Friedhöfen, auf Wiesen.

Ein bisschen Blumenanatomie

Die meisten "Blumen"- ein botanisch höchst unpräziser Begriff, den ich hier der Einfachheit halber anwende - sind unterteilt in Einkeimblättrige und Zweikeimblättrige. Die bilden, wenn sie aus dem Samen auskeimen, entweder ein oder zwei erste Blätter, die Keimblätter. Diese enthalten Nährstoffe, die aus dem Samen stammen und dem neuen Pflänzchen auf den Weg helfen. Die zwei Kategorien sind leicht zu unterscheiden: Einkeimblättrige haben dreizählige Blüten: 3 oder ein  Mehrfaches von drei an Blütenblättern, Staubblätter und einen oft dreigeteilten oder - gekammerten Stempel. Die Nerven der Blätter verlaufen längsparallel. Zweikeimblättrige haben Blüten mit mehr als drei Blütenblättern und Staubblättern, ihre Blätter weisen eine Netznervatur auf. Tulpen sind einkeimblättrig, Rosen zweikeimblättrig.

Und unser Schneeglöckchen ist klar einkeimblättrig: es hat eben seine drei äußeren und inneren Blütenhüllblätter und längsgestreifte Blätter. Mit dem Schneeglöckchen verwechselt wird die Frühlingsknotenblume (Leucojum vernum), auch sie eine einkeimblättrige Pflanze.


Kleine Blume, großes Potential

Das kleine Schneeglöckchen hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere in der pharmazeutischen Forschung hingelegt. Ein Giftstoff, das Galanthamin, das in allen seinen Organen vorkommt, scheint ein guter Wirkstoff gegen die Alzheimerkrankheit zu sein. Hoffen wir, dass es hier bald zu Fortschritten kommt.

Jetzt aber schnell hinaus mit dem Artikel über das Schneeglöckchen! Die nächste sibirische Kaltfront ist schon im Anmarsch und unser Frühlingsbote vielleicht morgen schon unter dem Schnee!