Donnerstag, 22. Januar 2015

Kakao

Kakao

Theobroma cacao L.


(WER) KAKAO SUCHT

Alkohol, Heroin, Kokain? Nein, Theobromin ist das weltweit verbreitetste Suchtmittel!


Samen kurz vor der Ernte


„Ich bin Kakaoholikerin“, sagt Angelika S. aus R. in der Runde der Anonymen Kakaoholiker (Kakanon). „Ich bin süchtig nach Schokolade. Jeden Tag brauche ich meine Droge. Wenn ich ein paar Stunden keine Schokolade kriege, treten Entzugserscheinungen auf. Sie treiben mich zu demütigenden Handlungen: Ich krame in den hintersten Winkeln der Küchenschränke, in Bücher- und Kellerregalen nach Stoff, fahre nachts weite Strecken bis zur Tanke, um an die Droge zu kommen. Der Entzug macht mich unruhig und unleidlich, ich werde meinem Mann gegenüber aggressiv. Um dem zu entgehen, hat er immer einen Drogenvorrat versteckt, um mich im Notfall ruhigzustellen. Er ist also Co-Kakaoholiker. Ich habe schon einige Entzüge hinter mir, war aber nie länger als einige Tage clean.“
„Die Prognosen für Kakaosüchtige sind schlecht“, sagt die Drogenexpertin Maja Azteke aus Guatemala, „Theobromin, der Suchtstoff des Kakaos, regt im Gehirn die Produktion der Glücks-Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin, Endorphin  und Serotonin an. Wer Schokolade isst, läuft Gefahr, süchtig zu werden nach diesem Zündschlüssel zum Glück.“

 
Schattenblätter fangen das wenige Licht im Regenwald ein
„Meine Vorfahren, die alten Azteken, betrachteten Kakao, den sie Xocólatl nannten, als Geschenk des Gottes Quetzalcoatl an die Menschen“, so Maja Azteke. „Sie bereiteten daraus schon vor 3.000 Jahren einen Trank, der mit der heißen Schokolade von heute nichts gemein hatte, aber alles enthielt, was ein Organismus zum Überleben braucht: Wasser und Salz als basics, Mais für den vollen Magen, Vanille für’s Aroma, Cayennepfeffer gegen Keime und den von Natur aus bitteren Kakao für’s Gehirn, als Lieferant psychoaktiver Substanzen.“
„Moderne Schokolade enthält neben Kakao auch Milch und viel Zucker. Daher kommt der süße Geschmack, und deshalb hat Schokolade den Ruf, dick zu machen, “ so die Expertin.


Aus dem Stamm wachsen Blüten und Samen


„Der Kakaobaum stammt aus dem tropischen Regenwald Südamerikas. Meine Vorfahren haben ihn dann in Gärten angebaut“, so Azteke weiter. „Er wird 10 bis 15 m hoch, wächst also im Schatten der Urwaldgiganten. Seine immergrünen, 20 cm langen lanzettlichen Blätter sind typische Schattenblätter, groß und dünn, um das wenige Licht einzufangen, das in den unteren Stockwerken des Waldes  eintrifft. Die Blüten wachsen aus verborgenen Knospen direkt aus dem Stamm, man nennt das Kauliflorie. Aus ihnen entwickeln sich die charakteristischen Früchte, die die  kakaohaltigen Samen enthalten. Um den Kakao zu gewinnen, lässt man die Samen fermentieren. Dabei werden viele Bitterstoffe abgebaut. Geschält und geröstet, hat man den sehr fetthaltigen Kakao. Fett und Pulver werden durch verschiedene Verfahren getrennt; Kakaobutter und –pulver sind die wichtigsten Produkte.“
Frische Kakaosamen
 
Azteke berichtet davon, dass die Kakaodroge nicht nur glücklich macht, sondern auch schön, gesund und gescheit. Kakao ist reich an Flavonolen, die den Blutdruck senken und durch ihre antioxidative Wirkung Arterien geschmeidig halten. Kakao besteht fast zur Hälfte aus Fett, das in seiner festen Form Kakaobutter genannt wird. Schon lange ist bekannt, dass Kakaobutter Haut und Lippen gesund, geschmeidig und faltenfrei erhält. Die Columbia University hat außerdem erforscht, dass Flavonoide im Kakao das Gedächtnis stärken. Sechzigjährige Probanden, die täglich 900 mg Flavonoide in einem Kakao-Spezialgetränk zu sich nahmen (ein Schokoriegel enthält 40 mg), hatten nach drei Monaten das Gedächtnis von Dreißigjährigen.
„Kakaosüchtige sind im Durchschnitt gesünder, schöner und schlauer als Leute, die keine Schokolade konsumieren. Da ist es nicht verwunderlich, dass gerade süchtige Frauen von ihrer Droge nicht lassen wollen“, so Suchtexpertin Maja Azteke.
„Die wichtigsten Anbauländer sind heute, neben Brasilien, westafrikanische Länder – die Elfenbeinküste stellt fast 40 % der Weltproduktion.“ Einmal in Fahrt, hört Maja Azteke nicht mehr auf mit dem Erzählen.  (Sollte sie gerade „drauf“ sein?) Doch sie berichtet auch von sehr ernsten Aspekten der Kakaoproduktion: „Der Kakaoanbau ist in den letzten Jahren in Verruf geraten: In Bahia in Brasilien und Sao Tomé vor der Westküste Afrikas sollten Kindersklaven bei der Ernte eingesetzt werden, überhaupt ist Kinderarbeit ein großes Problem, vor allem in Ghana, Kamerun, Guinea, Nigeria und Elfenbeinküste. Dort sollen die Erlöse aus dem Kakaoexport auch der Finanzierung des Bürgerkriegs gedient haben. Für Westafrika sprechen Terre des Hommes und Unicef von 200.000 bis 300.000 Kindern, die in der Kakaobranche arbeiten.  87 % von ihnen seien Farmerskinder. Sklaverei und Kinderhandel bestätigten diese Organisationen nicht."




Kakaoanbau in Ghana: zum Trocknen und Fermentieren (unten, auf Bananenblättern) ausgelegte Samen

"Die Zeit berichtet in der Ausgabe 52/2014, dass in Bahia in Brasilien ausgerechnet eine Pflanzenseuche die Lage verbessert habe", so Azteke weiter. „Ein Pilz aus Amazonien, Moniliophthora rozeri, lässt das Innere der Kakaofrüchte zu Staub zerfallen. Die Regierung Lula da Silva hatte ein Gesetz erlassen, das Sozialhilfe an Eltern zahlt, die ihre Kinder in die Schule anstatt auf Plantagen schicken. Da durch den Pilz viele traditionelle Plantagen aufgaben, gibt es auch weniger Nachfrage nach Kinderarbeit. Insgesamt ist die Kinderarbeit in Brasilien stark zurückgegangen. Wer fair gehandelte Schokolade kauft, kann von akzeptablen Bedingungen in der Kakaoproduktion ausgehen."
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
„Ich bin Kakaoholikerin“, sagt Angelika S. aus R. in der Runde der Anonymen Kakaoholiker (Kakanon). „Ich bin süchtig nach Schokolade. Jeden Tag brauche ich meine Droge. Wenn ich ein paar Stunden keine Schokolade kriege, treten Entzugserscheinungen auf. Sie treiben mich zu demütigenden Handlungen: Ich krame in den hintersten Winkeln der Küchenschränke, in Bücher- und Kellerregalen nach Stoff, fahre nachts weite Strecken bis zur Tanke, um an die Droge zu kommen. Der Entzug macht mich unruhig und unleidlich, ich werde meinem Mann gegenüber aggressiv. Um dem zu entgehen, hat er immer einen Drogenvorrat versteckt, um mich im Notfall ruhigzustellen. Er ist also Co-Kakaoholiker. Ich habe schon einige Entzüge hinter mir, war aber nie länger als einige Tage clean.“
„Die Prognosen für Kakaosüchtige sind schlecht“, sagt die Drogenexpertin Maja Azteke aus Guatemala, „Theobromin, der Suchtstoff des Kakaos, regt im Gehirn die Produktion der Glücks-Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin, Endorphin  und Serotonin an. Wer Schokolade isst, läuft Gefahr, süchtig zu werden nach diesem Zündschlüssel zum Glück.“
„Meine Vorfahren, die alten Azteken, betrachteten Kakao, den sie Xocólatl nannten, als Geschenk des Gottes Quetzalcoatl an die Menschen“, so Maja Azteke. „Sie bereiteten daraus schon vor 3.000 Jahren einen Trank, der mit der heißen Schokolade von heute nichts gemein hatte, aber alles enthielt, was ein Organismus zum Überleben braucht: Wasser und Salz als basics, Mais für den vollen Magen, Vanille für’s Aroma, Cayennepfeffer gegen Keime und den von Natur aus bitteren Kakao für’s Gehirn, als Lieferant psychoaktiver Substanzen.“
„Moderne Schokolade enthält neben Kakao auch Milch und viel Zucker. Daher kommt der süße Geschmack, und deshalb hat Schokolade den Ruf, dick zu machen, “ so die Expertin.
„Der Kakaobaum stammt aus dem tropischen Regenwald Südamerikas. Meine Vorfahren haben ihn dann in Gärten angebaut“, so Azteke weiter. „Er wird 10 bis 15 m hoch, wächst also im Schatten der Urwaldgiganten. Seine immergrünen, 20 cm langen lanzettlichen Blätter sind typische Schattenblätter, groß und dünn, um das wenige Licht einzufangen, das in den unteren Stockwerken des Waldes  eintrifft. Die Blüten wachsen aus verborgenen Knospen direkt aus dem Stamm, man nennt das Kauliflorie. Aus ihnen entwickeln sich die charakteristischen Früchte, die die  kakaohaltigen Samen enthalten. Um den Kakao zu gewinnen, lässt man die Samen fermentieren. Dabei werden viele Bitterstoffe abgebaut. Geschält und geröstet, hat man den sehr fetthaltigen Kakao. Fett und Pulver werden durch verschiedene Verfahren getrennt; Kakaobutter und –pulver sind die wichtigsten Produkte.“
Azteke berichtet davon, dass die Kakaodroge nicht nur glücklich macht, sondern auch schön, gesund und gescheit. Kakao ist reich an Flavonolen, die den Blutdruck senken und durch ihre antioxidative Wirkung Arterien geschmeidig halten. Kakao besteht fast zur Hälfte aus Fett, das in seiner festen Form Kakaobutter genannt wird. Schon lange ist bekannt, dass Kakaobutter Haut und Lippen gesund, geschmeidig und faltenfrei erhält. Die Columbia University hat außerdem erforscht, dass Flavonoide im Kakao das Gedächtnis stärken. Sechzigjährige Probanden, die täglich 900 mg Flavonoide in einem Kakao-Spezialgetränk zu sich nahmen (ein Schokoriegel enthält 40 mg), hatten nach drei Monaten das Gedächntis von Dreißigjährigen.
„Kakaosüchtige sind im Durchschnitt gesünder, schöner und schlauer als Leute, die keine Schokolade konsumieren. Da ist es nicht verwunderlich, dass gerade süchtige Frauen von ihrer Droge nicht lassen wollen“, so Suchtexpertin Maja Azteke.
„Die wichtigsten Anbauländer sind heute, neben Brasilien, westafrikanische Länder – die Elfenbeinküste stellt fast 40 % der Weltproduktion.“ Einmal in Fahrt, hört Maja Azteke nicht mehr auf mit dem Erzählen.  Sollte sie gerade „drauf“ sein? Doch sie berichtet auch von sehr ernsten Aspekten der Kakaoproduktion: „Der Kakaoanbau ist in den letzten Jahren in Verruf geraten: In Bahia in Brasilien und Sao Tomé vor der Westküste Afrikas sollten Kindersklaven bei der Ernte eingesetzt werden, überhaupt sei Kinderarbeit ein großes Problem, vor allem in Ghana, Kamerun, Guinea, Nigeria und Elfenbeinküste. Dort sollen die Erlöse aus dem Kakaoexport auch der Finanzierung des Bürgerkriegs gedient haben. Für Westafrika sprechen Terre des Hommes und Unicef von 200.000 bis 300.000 Kindern, die in der Kakaobranche arbeiten.  87 % von ihnen seien Farmerskinder. Sklaverei und Kinderhandel bestätigten diese Organisationen nicht. Die „Zeit“ berichtet in der Ausgabe 52/2014, dass in Bahia in Brasilien „ausgerechnet eine Pflanzenseuche die Lage verbessert“ habe, so Azteke weiter. „Ein Pilz aus Amazonien, Moniliophthora rozeri, lässt das Innere der Kakaofrüchte zu Staub zerfallen. Die Regierung Lula da Silva hatte ein Gesetz erlassen, das Sozialhilfe an Eltern zahlt, die ihre Kinder in die Schule anstatt auf Plantagen schickten. Da durch den Pilz viele traditionelle Plantagen aufgaben, gibt es auch weniger Nachfrage nach Kinderarbeit. Insgesamt ist die Kinderarbeit in Brasilien stark zurückgegangen. Wer fair gehandelte Schokolade kauft, kann von akzeptablen Bedingungen in der Kakaoproduktion ausgehen.