Mittwoch, 11. Juli 2018

Mopane


In der Kalahari


Ist man im südlichen Afrika unterwegs, lernt man bald, dass die Kalahari, obwohl voll rotem Sand, nicht Wüste, sondern Savanne ist. Sie ist mit Dornbüschen – verschiedenen Akazien – bedeckt, mit riesigen Baobabbäumen und, auf großen Flächen, mit dem Mopanebaum. In Südafrika, in Botswana und Namibia tritt Mopane (Colophospermum mopane) oft als vier bis 18 m hoher Strauch auf, weiter nördlich, in Angola und Malawi, bildet er Wälder mit großen Bäumen (Cathedral-Mopane). Der berühmte Etosha-Nationalpark in Namibia zum Beispiel ist zu 80 % von Mopanebusch bedeckt, ähnlich wie der Krüger-Nationalpark in Südafrika.
 

„Mopane“ bedeutet Schmetterling auf Setswana, der Sprache Botswanas. Das zweiflügelige Mopaneblatt sieht einem Schmetterling ähnlich, zumal sich seine „Flügel“ in der heißesten Zeit des Tages zusammenlegen, um der austrocknenden Sonne weniger Angriffsfläche zu bieten.
 

Der Mopanebaum ist mit flachgründigem, alkalischem und tonig-sandigem Boden zufrieden, so auch mit den Böden der Kalahari. Mopane ist ein Schmetterlingsblütler, er ist imstande, sich Dünger selbst herzustellen, mit Hilfe von Knöllchenbakterien in seinen Wurzeln, die aus Luftstickstoff wachstumsförderndes Nitrat fabrizieren.
 
Flügel wie ein Schmetterling
 
Afrikanische Delikatesse: Mopanewurm
 

Nahrung, Kleidung, Wohnung


Mopane dient dem Menschen auf vielfältige Weise, als Nahrung, Kleidung, Wohnung und als Medizin. Die Früchte des Mopanebaums sind dünne, braungelbe, nierenförmige Schoten, in ihrem Inneren befindet sich ein einzelner Samen. Außer den Blättern fressen Giraffen, Antilopen, Nashörner diese stark eiweißhaltigen Bohnen. Elefanten fressen außerdem noch die Rinde.
 
Die Blätter und die Schoten des Mopane enthalten Terpentin, ein ätherisches Öl, das einen gewissen Schutz gegen Fraßfeinde darstellt, in der Hitze verdunstet und dabei das Blatt kühlt. Durch das Terpentin sind die Schoten in ihrem Inneren klebrig; der Gattungsname Colophospermum – öliger Samen – bezieht sich darauf. Der Schutz durch das Terpentin ist nicht absolut. Alte Blätter enthalten mehr Terpentin als junge, junge Blätter werden lieber gefressen. Viele Tiere – z.B. Elefanten und Antilopen – sind eigentlich Grasfesser. Zuviele Mopaneblätter können sie nicht fressen, da Terpentin leicht giftig ist.
 
In der Regenzeit sind die berühmten „Mopanewürmer“ die größten Fraßfeinde des Mopane. Sie sind die Raupen eines Nachfalters aus der Familie der Pfauenspinner. Mopanewürmer sind eine wichtige Eiweißquelle für Menschen in ländlichen Gegenden des südlichen Afrika, in den Städten sind sie als Delikatesse beliebt; seit neuestem haben auch westliche Hipster Mopanewürmer als Lifestyle-Snack entdeckt.
Auf dem Mopanebaum lebt auch eine Seidenraupe (African wild silk mothGonometa postica). Aus dem Raupengespinst machen San und Bantu, afrikanische Völker, gerne Fußrasseln; die Wildseide aus der Raupe wird u.a. in Namibia und Botswana kommerziell genutzt.
Das Holz ist sehr hart und widerstandsfähig, Termiten können ihm nichts anhaben. Die hohen Grasdächer der afrikanischen Rundhäuser, der rondavels, sitzen auf Balken aus Mopaneholz, aus Mopane sind auch die Zäune der Kraals, von Pfosten und Eisenbahnschwellen. Der dunkelrote Kern und der weiße Splint machen Mopane beliebt als Parkettholz; Instrumentenbauer machen aus Mopane Klarinetten und Oboen. In den Dörfern liegen am Straßenrand zum Verkauf aufgeschichtete Bündel aus Mopaneholz – für das Braai, das südafrikanische Barbecue.
Sicher hinter dem Kraal aus Mopanepfosten
Ergiebiges Feuerholz für das Braai
Mopane ist auch eine Medizinalpflanze, ihre Zweige werden zur Zahnpflege verwendet, die Blätter mit ihren ätherischen Ölen und die Rinde zur Wundheilung.

King of Feast

Das wahre Symbol Afrikas, der King of Beast ist, noch vor dem Löwen, der Elefant, das größte Landtier der Erde. Früher war er außerhalb der Sahara in ganz Afrika verbreitet, überall dort, wo es Wasser und Bäume gab. Fünf Millionen Elefanten gab es einmal, sie wanderten über Hunderte von Kilometern auf immer gleichen Strecken. Viele Straßen in Afrika verlaufen auf ehemaligen Elefantenwegen. Im letzten Jahrhundert schrumpften Anzahl und Verbreitung des Elefanten, durch Bevölkerungswachstum und Wilderei. In den 1970ern und 1980ern brachte Elfenbeinwilderei soviel ein wie Drogenhandel. 1981 lebten 1,3 Millionen Elefanten in Afrika, die meisten außerhalb von Schutzgebieten. 1986 waren 750.000 Elefanten übrig. In vielen Ländern Ost- und Zentralafrikas waren 80 % der Elefanten verschwunden. Der Afrikanische Elefant schien verloren. 1990 kam es zum Verbot des Handels von Elfenbein. Die größten Importeure – Japan, Indien, Hong Kong, Singapur, USA – stimmten einem Moratorium zu.
Einige Länder Südafrikas, in denen Elefanten effektiv vor Wilderei geschützt wurden, darunter Botswana und Südafrika, erreichten 1998 eine teilweise Aufhebung des Handelsverbots. Sie wollten Fleisch und Elfenbein von Elefanten aus kontrollierten Abschüssen verkaufen können. Sie wollen/müssen die Zahl der Elefanten vor allem in ihren Nationalparken reduzieren. Daraufhin stieg der Preis für Elfenbein, auch die Wilderei nahm zu. Doch wird sie auch sehr effektiv bekämpft, vor allem in Botswana (auch Nashörner sind hier sicher).
Bis zu 500 kg Vegetation frisst ein Elefant am Tag – er ist der King of Feast. In den Nationalparken Botswanas, Namibias und Südafrikas haben sich Elefanten in den letzten Jahrzehnten stark vermehrt – so stark, dass sie die Vegetation, und damit ihr eigenes Futter, in Gefahr bringen. Die Mopanewälder sind oft zu lückigem Busch verkommen. Auch in Zimbabwe laufen die Cathedral Mopane Gefahr, von den vielen Elefanten zu mickrigen Stauden zusammengefressen zu werden.
Ist die Zahl der Elefanten nicht zu groß, helfen sie den Mopanwäldern, sich zu verjüngen. Unter alten Mopanebäumen kommen Mopanekeimlinge auf; zu dichtes Unterholz erhöht die Waldbrandgefahr (Terpentin in den Blättern!). Von Elefanten gelichteter Wald ist besser geschützt vor Bränden. Erst wenn der Druck durch Elefanten zu groß wird, ist der Wald gefährdet. Eine Studie aus dem Krüger-Nationalpark hat gezeigt, dass Gras das liebste Futter der Elefanten ist, besonders in der Regenzeit. Die Quelle der Erkenntnis waren dabei die großen Elefantenbollern – Elefanten sind schlechte Futterverwerter, aus ihrem Kot kann man Pflanzenreste leicht herausfieseln und bestimmen. Doch besonders in der Trockenzeit fressen Elefanten Blätter des Mopane, schälen die Rinde, entwurzeln die Bäume.
Landschaftsarchitekten auf dem Weg zur Arbeit

Nach dem Besuch der Landschaftsarchitekten
Sie kriegen auch die Cathedral Mopane klein
In Botswana lebt die größte Elefantenpopulation weltweit, ca. 140.000 Tiere. Die – private – Großwildjagd auf Elefanten ist in Botswana verboten. Im Norden des Chobe-Nationalparks leben allein 60.000 Elefanten, obwohl das Gebiet nachhaltig nur 15.000 ernähren könnte. Außer Elefanten wollen ja auch Büffel und Antilopen satt werden. Elefanten sind dabei, langsam ihren Lebensraum zu zerstören.
Die Methode zur Reduktion der Zahl Elefanten ist das culling, der Abschuss. Dabei werden ganze Herden auf einmal getötet – Elefanten sind soziale Tiere, man kann sie nicht einzeln jagen. Die hohe symbolische Bedeutung der Elefanten, die vermenschlichende Betrachtung der Leitkuh als die gute Mutter der Truppe ruft natürlich viele Widerstände hervor, wenn Tiere geschossen werden sollen, so zum Beispiel 2008 im Krüger-Nationalpark. Der Standard-gut-gemeinte-Rat: Man solle die Elefanten „anderswo“ hinbringen, also das Problem exportieren. Nur: „Anderswo“ kann man Elefanten oft auch nicht brauchen; Versuche, Elefanten zu verfrachten, führten oft dazu, dass sie schnurstracks in ihr Herkunftsgebiet zurückliefen. Trotzdem sollen 400 Elefanten von Botswana in einen Nationalpark nach Mozambique gebracht werden – eine wahnsinnig teure Aktion mit ungewissem Ausgang und auch nicht wirklich die Lösung.
Vielversprechender ist die Einrichtung von KaZa. 2012 wurde in Namibia der Vertrag zur Errichtung eines riesigen länderübergreifenden Schutzgebietes, der Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area (KaZa) unterzeichnet. Es ist ein Verbund vieler bereits bestehender Schutzgebiete, und mit 450.000 qkm das zweitgrößte Schutzgebiet der Erde. Fünf Länder sind beteiligt: Namibia, Botswana, Angola, Sambia, Simbabwe. Durch Enfernung von Zäunen, Einrichtung von Schutzkorridoren und Bekämpfung der Wilderei haben viele Elefanten aus Botswana ihre traditionellen Wanderwege nach Angola und Simbabwe wieder entdeckt. Dadurch entspannt sich die Situation in Botswana etwas. Trotzdem kann die Entwicklung dahin führen, dass weitere Culling-Aktionen nötig werden.
Bildnachweise
Wolf Schröder 3
Shenton Safaris 1
bbqlanduk 1
Roger Culos 1
JackyR 1


 

 

 

 

 


 

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